Historischer Theodolit von Max Hildebrand

Ein historischer Theodolit von Max Hildebrand, der früheren August Lingke & Co. aus Freiberg in Sachsen. Ein mit Leder verkleidetes hölzernes Transportgehäuse mit Schulterriemen und Rückenpolster, lässt Rückschlüsse auf den Einsatz auf Reisen des geodätischer Instruments schließen.

Der Theodolit scheint aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts zu stammen. Ein beiliegendes Prüfprotokoll ist datiert auf März 1919. Am 02. Juni 1945 wurde der Theodolit mit der Klassifizierung "Astronomical Theodolit (Ecc. Telescope)" ausgezeichnet.

Der historische Theodolit ist eine Spende von Hellmut Walter, Frankfurt am Main.

Bildergalerie

Die beiliegende Mitteilung

Schnittzeichnung der Vertikalachse vom historischen Theodolit von Max Hildebrand

Mitteilung aus den Werkstätten für wissenschaftliche Präcisions-Instrumente von Max Hildebrand früher August Lingke & Co., Freiberg i. S.

Bei nebenstehender schematischer Darstellung soll A das obere Ende der Vertikalachse, B ihr Mantel sein, welcher in seiner oberen Verlängerung die Entlastungsschraube E trägt. Der Kopf von E ist als Trommel ausgebildet, deren Rand G ringsherum eine Teilung hat, welcher am Index F abgelesen wird, wodurch sich der Stand oder die vorgenommene Drehung von E ersehen läßt. C ist eine, auf das Gewinde der Achse A fest aufgeschraubte Mutter, welche verhindert, daß sich der Mantel B von der Achse A abheben kann.

Die Mutter C ist oben hohl geformt, die Höhlung B wird mit feinem Öl gefüllt, damit die Arbeitsfläche der Entlastungsschraube stets in Öl geht.

Der Mantel B muß auf dem Konus der Achse A vollkommen passen, da hiervon das genau Arbeiten des Instrumentes abhängt. Es muß aber auch zwischen A und B eine ganz dünne Ölschicht vorhanden sein, weil sich sonst B auf A festsetzen würde. Die Dicke dieser Ölschicht einzustellen und dauernd zu erhalten, ist Zweck der Entlastungsschraube E. Letztere ist vor der Ablieferung des Instrumentes genau eingestellt, es sollte daher ohne zwingenden Grund nicht an derselben gerührt werden. Wird dieses jedoch nötig, so hat man zu ihrer genauen Einstellung folgendermaßen zu verfahren: Man dreht E mittelst eines Justierstiftes, entgegengesetzt der Drehung des Uhrzeigers, etwa ½ Umdrehungen zurück, wodurch die Berührung des Schraubenendes mit der Achse A aufhört, so daß der Konus der letzteren mit dem Gesamtgewicht des beweglichen Oberteils belastet wird, wodurch eine schwer und schwerer gehende Drehung desselben eintritt. Nach etwa 2 Stunden oder länger, während welcher Zeit das Oberteil des Instrumentes nicht um seine Achse bewegt werden darf, dreht man, nachdem man sich überzeugt hat, daß das Klemmwerk für die Horizontaldrehung geöffnet ist, die Entlastungsschraube langsam nach ihrer alten Stellung zu, also jetzt in der Richtung der Bewegung des Uhrzeigers. Hierbei wird ein Moment kommen, wo man fühlt, daß die Schraube auf einem Widerstand stößt (sie berührt das obere Ende der Achse A) und gleichzeitig wird eine leichte Beweglichkeit des Oberteils eintreten. Bei dieser Stelle der Entlastungsschraube notiert man den Stand ihrer Trommel und wiederholt das Verfahren noch einmal öfter. Erhält man dabei immer gleichen oder sehr annähernd gleichen Stand der Trommel von E, kann man sicher sein, daß man die richtige Stellung der Entlastungsschraube gefunden hat. Geht trotzdem nach längerer Zeit das Oberteil schwer, kann es davon herrühren, daß die notwendige dünne Ölschicht zwischen A und B nicht mehr genügend vorhanden ist. Dem abzuhelfen, hebt man das bewegliche Oberteil einige Male in die Höhe, bis es an die Mutter C anstößt und dreht es öfters herum, wodurch sich das Öl wieder gleichmäßig über die Achse verteilt. Hebt sich das Oberteil, also B von A, nicht ab, kommt der Dreifuß mit hoch, muß er beim Anheben des Oberteils herabgedrückt werden. Wird durch das Anheben ein dauernd guter Gang nicht erzielt, liegt wahrscheinlich eine geringe Abnutzung der kleinen Arbeitsflächen der Enden von E oder A vor und man kann dann E ein bis zwei Trommelteile tiefer stellen, um die Abnutzung auszugleichen. Die Ganghöhe der Entlastungsschraube ist = 0,25 0,5mm, ein Trommelteil derselben entspricht daher, falls z. B. die Trommel in 25 50 Teile geteilt ist, einer Hebung oder Senkung der Entlastungsschraube von 0,01 mm. Das Eintreten einer schweren Drehung des beweglichen Oberteils braucht aber nicht immer am Gang der vertikalen Achse zu liegen, es kann auch von dem Zentrum der Klemme der horizontalen Bewegung herkommen. Um dieses zu ermitteln, schraubt man die Federbüchse aus dem Mikrometerwerk, welches mit der Klemme verbunden ist, öffnet die Arretierungsschraube der letzteren und kann dann die Klemme oder das Oberteil des Instrumentes, zwar in kurz begrenzter Weise, aber jedes für sich bewegen und dadurch sogleich ersehen, von welchem Teil der schwere Gang herkommt. Kommt er von dem Zentrum der Klemme, so ist das Öl in demselben durch hineingekommenen Staub verdickt, es läßt sich durch einige Tropfen Petroleum, welches man in die Zentrumfuge tropft, wieder geschmeidig mach und so das Abnehmen der Klemme hinhalten.

Stand der Trommel der Entlastungsschraube des Instrumentes No. 158 bei der Ablieferung im März 1919 = 0,5 Teile.

Ein Teil der Aufsatzlibelle = ...", der Höhenkreislibelle = 15", der Kreuzlibellen = ...", der Fernrohrlibelle = ...".