Frankfurter Gesichter: Fritz Hochhut

Fritz Hochhut
* 3.3.1921

† 19.7.2001
Zeichnung: Erich Dittmann
www.erich-dittmann.de

Für das moderne Frankfurt stehen glanzvolle Dinge, aber nur wenige hiesige Namen. Und mit dem "Frankfurter Bub" wird, wenn überhaupt, eine selbstgefällig quasselnde Beleibtheit mit Goldkettchen assoziiert. Es ist wahr, typische Frankfurter, die von sich reden machen, sind selten geworden, und von den wenigen läßt sich auf keine Allgemeinheit schließen.

Kind einer "alten Frankfurter Dynastie", wie er sagt, ist Fritz Hochhut. Ein deutscher Selfmademan, dem der Wind des Lebens scharf ins Gesicht blies und die Oberfläche rauh gerbte. So spricht er denn auch, in einem abgehackten Stakkato aus Halbsätzen, aus denen zuweilen ein schelmischer Grobian herausblitzt. Jedenfalls ist Hochhut Unternehmer, einer mit volkstümlichem Anstrich. Mit dem Mann von der Straße teilt er den Argwohn gegen die hohen Herren. Ihnen traut er vor allem Hinterhältigkeiten zu. Seinen eigenen Leuten aber ist er wie ein Vater - wenn sie anpacken, wie er es sein Leben lang getan hat: "Mein Tag hat 30 Stunden."

Der "Bockenheimer Bub", 1921 geboren, wuchs mit Maschinen auf, sie sollten der Inhalt seines Lebens werden. Der Vater hatte 1911 die "Taunus-Motor" gegründet und in einer Oberurseler Mühle zunächst Motorfahrräder zusammengebaut. Bald zog das Unternehmen nach Frankfurt an die Günderrodestraße im Gallusviertel. Der Vertrieb und die Vermietung von Motoren, aber auch Konstruktionen für spezielle Anforderungen kamen hinzu, Fritz Hochhuts Domäne.

Von der Falkschule und einer Lehre als Maschinenschlosser erzählt er nebenbei, zu schnell mußte er Soldat werden - als der Krieg begann, war er 18. Während er mit der 7. Panzerdivision in Frankreich und Rußland kämpfte, kommt der Vater, damals Luftschutzwart, im ersten Bombenhagel, der auf Frankfurt niedergeht, ums Leben. Hochhut kehrt 1945 aus der Gefangenschaft zurück, am Westbahnhof springt er vom Zug und findet das väterliche Unternehmen in Trümmern. Jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln. Hochhut zieht den Betrieb Stein für Stein wieder hoch, beweist findiges Organisationstalent und legt in der Stunde Null den Grundstein für wirtschaftlichen Erfolg. Die drei Kompressoren, die vom väterlichen Betrieb übriggeblieben sind, und andere Maschinen, die er aus dem sogenannten Beutepark erwirbt, werden beim Wegräumen der Trümmer und beim Wiederaufbau der Stadt gebraucht. Hochhut beginnt noch mit Reichsmark, die die in Rheinhessen "evakuierte" Mutter sorgfältig gehütet hat, zu prosperieren.

Das stetige Wachstum hat bis heute angehalten, mittlerweile zählt Hochhut 30 Mitarbeiter, und mancher hat sich dessen Hobby zu eigen gemacht: die technische Sammlung an der Frankenallee. Vor zehn Jahre hat sie Hochhut mit Oldtimern begonnen, inzwischen wird sie weit über die Grenzen der Stadt hinaus als Dokumentation der Technikgeschichte beachtet, nicht zuletzt, weil er Exponate ausleiht. Dann tuckert er schon mal mit dem einzigen in Deutschland zugelassenen, von einer Dampfmaschine getriebenen Kraftwagen zu den Freunden vom Feldbahnmuseum auf das Rebstockgelände. THOMAS UBER

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Rhein-Main-Zeitung)
Autor: Thomas Uber
Erschienen am Samstag, den 25. Oktober 1997, Nr. 248 / Seite 62
© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main
Mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv